Die magische Nacht des Martin Allegro
Als der TSV Bad Königshofen zum Auswärtsspiel bei Werder Bremen antrat, waren selbst Daueroptimisten im TSV-Lager maximal „verhalten euphorisch“– umso mehr, als klar wurde, dass der TSV erstmals in dieser Saison auf seinen Leitwolf Bastian Steger verzichten musste. Der gebrochene kleine Finger, den sich Steger im Training bei einem Vorhand-Topspin zugezogen hatte, zwang ihn zur Pause. Doch auch ohne den Kapitän zeigte der TSV eine starke Leistung und bewies einmal mehr seine Mannschaftsstärke. Steger und auch Kilian Ort saßen zwar auf der Bank und unterstützten das Team aus dem Coaching-Bereich, doch die Rolle der Führungsspieler übernahmen an diesem Abend die anderen.
Headcoach Koji Itagaki setzte so ohne die Qual einer Wahl auf das Trio Filip Zeljko, Jin Ueda und Martin Allegro, pokerte bei der Reihenfolge der Aufstellung und hatte dabei ein goldenes Händchen
Jin Ueda glänzt zum Auftakt
Jin Ueda, der für den verletzten Steger in die Startaufstellung rutschte, zeigte gleich im ersten Einzel, dass er bereit war, Verantwortung zu übernehmen. Im Duell mit dem ehemaligen Vize-Weltmeister im Einzel von 2019 und Doppel-Weltmeister von 2022 Mattias Falck brachte Ueda das gesamte Potenzial seiner überlegten, cleveren Spielweise zur Geltung. Er setzte den Schweden vom ersten Moment an unter Druck und spielte Falck in den ersten beiden Sätzen mit 11:2 und 11:7 regelrecht an die Wand. Auch nach dem dritten Satz, als Ueda drei Matchbälle ungenutzt ließ und mit 11:13 unterlag, zeigte er keine Nerven. Er holte sich den vierten Satz mit 13:11 und sorgte so für das 1:0 für den TSV.
Filip Zeljko muss sich geschlagen geben
Im zweiten Einzel konnte Filip Zeljko gegen Kirill Gerassimenko leider nicht an die starke Leistung von Ueda anknüpfen. Zeljko fand kein Mittel gegen die Aufschläge und die Sicherheit des Kasachen bei den längeren Rallys. Gerassimenko entschied die Partie klar für sich, was den Spielstand auf 1:1 ausglich.
Martin Allegro in der Schlüsselrolle
Nun war Martin Allegro gefragt – ein Spieler, der in dieser Saison bislang nur ein Einzel bestritten hatte und mehr als Doppelspezialist gilt. Doch in Bremen zeigte Allegro eine herausragende Leistung. Er traf auf Andrei Putuntic, der bis zu diesem Zeitpunkt ungeschlagen war (3:0 Bilanz). Doch Allegro begann die Partie furios. Mit einem blitzschnellen 17:3 satzübergreifend (11:3, 6:0) spielte er wie entfesselt auf und sicherte sich die beiden ersten Sätze souverän. Der Bremer kämpfte sich zwar zurück und gewann schließlich Satz drei und vier klar. Im fünften Satz fand Allegro dann wieder zu seinem druckvollen Angriffsspiel und zog schnell auf 6:1 davon. Diesen Vorsprung ließ er sich nicht mehr nehmen und gewann mit 11:7 – 2:1 für den TSV.
Filip Zeljko kämpft, aber verliert
Filip Zeljko, wie immer hoch motiviert und voller Kampfgeist, gab auch gegen Mattias Falck alles. Er spielte fünf Sätze lang sein gewohnt emotionales, hochintensives und mutiges Tischtennis, doch am Ende blieb dem kroatischen speedking der Erfolg verwehrt. Der Entscheidungssatz ging mit 11:5 an den Vizeweltmeister von 2019 Mattias Falck, was den Spielstand erneut ausglich – 2:2.
Entscheidung im Doppel: Ueda/Allegro machen den Sieg klar
Das Schlussdoppel musste die Entscheidung bringen, und hier wuchsen Ueda und Allegro über sich hinaus. Nach dem 0:1 lagen sie auch im zweiten Satz bereits mit 1:5 im Hintertreffen um dann eine Serie zu starten. Mit 11:7 sicherten sie sich Satz 2. Den dritten Satz holten sie sich mit dem 4. Satzball knapp mit 11:9. Damit zogen sie den Bremern endgültig den Zahn. Der vierte Satz war dann mit 11:6 absolut souverän und gefühlt nur noch Formsache, der 3:2-Sieg für den TSV Bad Königshofen war besiegelt.
Teamleistung und der besondere Abend von Martin Allegro
Es war sicherlich eine geschlossene Teamleistung, aber der besondere Held des Abends war ohne Zweifel Martin Allegro, der in seiner Rolle als Ersatz für Steger brillierte. Mit seiner Nervenstärke und seinem Siegeswillen sicherte er dem TSV einen wichtigen Erfolg und zementierte erst einmal den TSV in der oberen Tabellenhälfte.
Eine beeindruckende Statistik
Ein interessanter Aspekt am Rande: Mit dem Sieg gegen Werder Bremen hat der TSV Bad Königshofen nun auch das letzte der vier Pokal-Final-Four-Teams dieser Saison in der Vorrunde besiegt. Unter dem Strich stellt dies allerdings nur einen schwachen Trost für das unerwartete Ausscheiden gegen Bad Homburg im Viertelfinale dar.
Mattias Falck – Jin Ueda 1:3
(2:11/7:11/13:11/11:13)
Kirill Gerassimenko – Filip Zeljko 3:0
(11:6/11:8/11:7)
Andrei Putuntica – Martin Allegro 2:3
(3:11/6:11/11:7/11:8/7:11)
Falck – Zeljko 3:2
(11:3/9:11/9:11/11:8/11:5)
Putuntica/Gerassimenko – Ueda/Allegro 1:3
(12:10/7:11/9:11/6:11)