Trotz der 1:3-Niederlage gegen Fulda ist noch alles möglich, wenngleich schwerer als bei einem Sieg in Sachen Play-offs
Bad Königshofen Verloren wurde zwar das Heimspiel gegen den TTC Fulda-Maberzell mit 1:3. Möglich ist aber noch alles für den TSV Bad Königshofen. Wenn auch die Stimmung in der ausverkauften Shakehands-Arena gedrückt war nach zweieinhalb Stunden Kampf auf Biegen und Brechen. Die Königshöfer haben wieder einmal eine alte Redensart ein wenig umgedreht, wonach sie die großen Diebe fangen, die kleinen aber laufen lassen. Wer vom ersten bis zum vorletzten Tabellenplatz jeden schlagen kann und schon geschlagen hat, muss nicht unbedingt und fast regelmäßig gegen den jeweiligen Tabellenletzten verlieren. Nach dem Hinspiel gegen Mainz war dies nun im Rückspiel gegen Fulda schon wieder mal der Fall.
Ausgerechnet die beiden Vereine, die zuletzt für hohes Medieninteresse sorgten. Dadurch, dass Mainz 05 freiwillig, „aus wirtschaftlichen Gründen“, aus der TTBL in die 2. Bundesliga absteigt, ist Fulda, egal auf welchem Tabellenplatz, auch in der nächsten Saison und damit in der 19. (seit 2006) Erstligist. Wie man mit bis vor zwei Spielen 6:22 Punkten aufspielen kann, hat Grünwettersbach bereits zu spüren bekommen, nun der TSV.
Der genügend gewarnt gewesen sein sollte. Aber wen hatte denn der TSV in der letzten Zeit nicht alles geschlagen! Im Hinspiel auch Fulda! Gut: Bei den Gästen war der vermeintliche „Messias“ und Trendwender Chih-Yuan Chuang aus Taiwan mit an Bord, der vor einer Woche für sein Land die Deutschen im Viertelfinale aus dem Wettbewerb geworfen und die Bronzemedaille bei der Team-WM gewonnen hatte. Das Kuriosum aber: Diesen Chuang hatte der TSV-Leader Bastian Steger im Griff, besiegte ihn im als Schlüsselspiel und Türöffner empfundenen Eröffnungs-Einzel mit einer überragenden Vorstellung mit 3:1.
Nicht Chuang brachte also die Wende für Fulda, sondern deren Stamm-Duo Fan Bo Meng und Ruwen Filus, die beim Abrutschen in den Tabellenkeller immer mit an Bord gewesen waren. Warum die Gastgeber allerdings eine bewährte Sportweisheit ausgehebelt hatten, wunderte die TSV-Fans und Fulda freute sich. „Never change a winning team“, das zuletzt so furios aufgespielt hatte. Doch A durfte ran, Z auf die Bank. Filip Zeljko, der am Donnerstag noch in Bergneustadt den Matchpoint zum 3:0-Sieg geholt hatte, blieb draußen. Martin Allegro, durfte ran – und hatte gegen Ruwen Filus keine Chance. Der Abwehrkünstler verfügte eindeutig über die spielentscheidenden Mittel: Nicht nur sein spezielles Schlägermaterial, das man auch erst mal beherrschen muss. Sondern das Gesamtpaket an Physis, Psyche, Taktik und Mentalität war bei ihm kompletter geschnürt. Er zermürbte Allegro nach allen Regeln der Abwehrkunst.
1:1 also, womit die Tür, die nach Basti Stegers grandiosem Auftaktsieg gegen Chuang so weit offen stand, laut zuknallte. So dass auch der Komfort-Dreier Jin Ueda gegen Fan Bo Meng mehr als erwartet zu knabbern hatte und einen eher einkalkulierten Punkt nicht einfahren konnte. Wodurch Basti Steger erneut einen viel zu schweren Rucksack aufgebürdet bekam. Dabei enttäuschte er keineswegs, wenngleich die Enttäuschung in der Arena riesengroß war. Viel besser, vielleicht ein bisschen fehlerfreier, kann man gegen diesen Ruwen Filus nämlich fast nicht spielen.
Im ersten Satz schien er ihn sich sogar zurecht gedengelt zu haben. Er gewann ihn, nach Schwerstarbeit für beide und nach zwei abgewehrten Satzbällen mit 13:11. Er musste ja auch unbedingt gewinnen, um erst mal auszugleichen und im Schlussdoppel dann wie, zuletzt meistens, die Ernte einzufahren zu können. Doch seine Investition in diesen ersten Satz war vermutlich zu teuer. Im zweiten war Filus eindeutig der Dominator. Was jene nicht zwingend erschrecken musste, die diesen Steger genauer kennen. Der sich selbst schon aus manch noch tieferem Loch befreien konnte.
Doch Filus spielte sich in eine solche Super-Weltklasseform als Defensivkünstler, dass selbst der Hallensprecher Jürgen Halbig seine Ankündigung „gegen den zweit- oder drittbesten Abwehrspieler der Welt“ korrigieren musste. Was dieser Ruwen Filus alles auf den Tisch zurück brachte, haben die meisten der über 700 Zuschauerinnen und Zuschauer noch nie gesehen. Der hätte die Bälle selbst unter dem Tisch, von hinter der Bande und aus dem Geräteraum heraus auf die Platte zurück gebracht. Dass dabei die Glücksroller und Kantenbälle hoch mehrheitlich für ihn spielten: Man kann sich auch das Glück erarbeiten und verdienen.
TSV Bad Königshofen – TTC Rhönsprudel Fulda Maberzell 1:3
Steger – Chuang 3:1
(11:9/9:11/11:2/11:4)
Allegro – Filus 0:3
(8:11/7:11/6:11)
Ueda – Meng 1:3
(11:5/9:11/10:12/5:11)
Steger – Filus 1:3
(13:11/4:11/6:11/3:11)
Zuschauende: 720