Gegen die „Schwalben“ geht es um eine wichtige Stufe auf dem Weg zum Klassenerhalt
TTBL
Sonntag, 04. Dezember, 17 Uhr:
TSV Bad Königshofen – TTC Schwalbe Bergneustadt
Bad Königshofen (rd) Was haben der Lokalmatador des Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen Kilian Ort und Homers griechische Sagengestalt Sisiphus gemeinsam? Jenen König von Korinth bestraften die Götter damit, dass er einen riesigen Steinbrocken einen steilen Berg hinauf rollen musste, der aber immer kurz vor dem Gipfel wieder herunter rollte. Kilian verfolgt seit Jahren das Pech, immer dann, wenn er sich nach einer Verletzung an die deutsche Elite heran gekämpft hat, setzt ihn eine neue Verletzung außer Gefecht. Überzeugen mussten sich davon am vergangenen Sonntag die 1000 Zuschauenden in der Shakehands-Arena. Sie freuten sich auf den Auftritt und Sieg von Kilian Ort, der zuletzt gegen internationale Klasse drei Einzel und ein Doppel gewonnen und bei einem WTT-Turnier sehr gut abgeschnitten hatte. Der dabei aber auch bis zum Doppel-Finale am Freitag belastet war.
Womöglich überlastet. Ort konnte nicht seinen Beitrag zum möglichen Sieg gegen Borussia Düsseldorf leisten, musste das Spektakel von außen verfolgen. So fehlten zwei Wenns zum Sieg: Einer der zwei Matchbälle von Yukiya Uda gegen Boll und Orts Punkt(e). Ob er zum nächsten Heimspiel diesen Sonntag um 17 Uhr gegen einen Mitstreiter um den Klassenerhalt, den TTC Schwalbe Bergneustadt, wieder fit ist, vermochte er unter der Woche noch nicht zu sagen: „Ich tue mir schwer mit Prognosen. Es war eine Überlastung am linken Fuß. Aber die Woche ist lang. Es kann noch einiges passieren, sowohl positiv als auch negativ. Natürlich möchte ich am Sonntag der Mannschaft wieder in der Box helfen.“
Bergneustadt werde ein Spiel auf des Messers Schneide. Das Team um den aktuellen Team-Vizeweltmeister Benedikt Duda steht mit 4:10 Punkten auf dem Abstiegsplatz 11, der TSV ist mit 6:8 Siebter. In der Tat wäre ein Heimsieg ein Befreiungsschlag, eine Niederlage ein Rückschlag. Ort rechnet mit mehr Enge in allen, vielleicht fünf Spielen. „Für die Zuschauer wird es, abgesehen von dem hohen sportlichen Wert des Einzels Uda gegen Boll (2:3 nach 13:15 im fünften Satz) mit Weltklasse-Ballwechseln wie am Fließband, sogar interessanter. Jenes Ereignis entschädigte für drei wesentlich kürzere, somit klare Zu-null-Siege.
Dass so genannte Dreier-Vergleiche aussagekräftig sind, wurde besonders im Tischtennis schon des Öfteren widerlegt. So gewann Bad Königshofen in Saarbrücken 3:1, während der TTC Schwalbe Bergneustadt letzten Sonntag gegen diesen Gegner 1:3 verlor. Die Vorjahresbegegnung bei den „Schwalben“ ist den TSV´lern aber noch in denkbar unangenehmer Erinnerung. Da spielte ein Schiedsrichter Richter und zählte Bastian Steger und Filip Zeljko gleich mehrere Punkte als Aufschlagfehler weg. Mit vermutlich den gleichen Aufschlägen gab es gegen Düsseldorf nicht die geringsten Probleme. Das Schiri-Gespann, in ihm zwei Damen, spielte nicht die Rolle des Hauptdarstellers, sondern leitete korrekt, unauffällig und ohne einen einzigen Misston.
Kilian Ort geht davon aus, dass „es in allen Spielen enger zugeht und mehr Sätze gespielt werden. Allen voran Benedikt Duda, der sich beim Feeder-Turnier in Düsseldorf bis ins Einzel-Finale ganz souverän durch gekämpft und erst gegen Ovtcharov verloren hat. Er spielt zudem traditionell sehr gut in unserer Halle.“ Wie überhaupt alle, zumindest die besten Spieler der TTBL, auch als Gast vom Heimvorteil der Gastgeber profitieren. Das jedenfalls räumten letzten Sonntag Timo Boll und Anton Källberg hinterher ein: „Die Füllung und die Stimmung hier sind einmalig, nicht nur in Deutschland.“ Wo und in welcher Sportart gibt es das denn, dass das Publikum, so gern es einen Sieg des eigenen Spielers (Uda) gehabt hätte, ihn und den Sieger (Boll) gleichermaßen mit Sprechchören feiert. Gäbe es ihn, den Publikums-Bambi, er gebührte den in der Shakehands-Arena Zuschauenden aus nah, fern und sehr fern: aus dem Landkreis, aus ganz Franken, Südthüringen, NRW und letzten Sonntag sogar mehreren Japanern.
Diesmal geht es um eine wichtige Treppenstufe auf dem Weg zum Klassenerhalt, mit mehr Druck als gegen Düsseldorf. Und wenn nicht alles täuscht, dann wirkt jenes Event bei vielen nach, wenn auch nicht wieder mit 1000 Fans zu rechnen ist. Aber vielleicht mit einem ähnlichen Highligt wie Uda contra Boll: Uda gegen Duda. Übrigens: In jener Sage ist Sisiphus noch ein glücklicher Mensch geworden.